Horex VR6
Verfasst: Do 10. Okt 2013, 21:37
Am letzten Freitag haben wir das feine Wetter für eine Probefahrt mit der Horex VR6 Roadster genutzt. War kein Problem- bei Suzuki Tross in Dresden per mail angefragt und alles ging in Ordnung. Außer einer Rückgabe Zeit und der Auflage die Maschine wieder voll zu tanken gab es nichts zu beachten.
Zum Motorrad: man muss den Hut vor den Machern ziehen. Ein so aufwendiges Konzept auf die Straße zu bringen erfordert nicht nur Mut und einen Haufen Geld. Allein im Motor stecken so viel Innovationen und Gehirnschmalz , dass ich arge Zweifel hatte diese Maschine je als Serienmodell zu sehen. Aber Pustekuchen: jetzt steht sie vor uns und macht einen guten Eindruck. Sauber, wertig und durchdacht aufgebaut. Sie versprüht mit ihren rauen Oberflächen zwar einen rustikalen Charme, dennoch wirkt nichts gebastelt oder halbfertig. Solider Großserienstandard auch unter der Sitzbank. Und schön ist sie dazu – Peter Naumann, er entwarf auch unsere 1000er, hat es geschafft den Brocken in ein zeitloses Gewand zu packen. Edel wirken die PVM Felgen.
Der Blick fällt auf ein analoges Cockpit. Mittig findet sich eine Benzinanzeige. Im Display darunter hat man die Möglichkeit zwischen verschiedenen Modi zu wechseln. Dort lassen sich dann Gang, Uhrzeit, Datum, Kilometerstände, Motortemperatur, Umgebungstemperatur und Batteriespannung ablesen. Zudem kann zwischen den Fahrmodi Sport, Tour und Rain gewechselt werden. Lustigerweise findet sich dort auch eine digitale Geschwindigkeitsanzeige, die allerdings deutlich weniger Speed als der Tacho ausweist. Nach dem Anlassen stellen sich einem unwillkürlich die Nackenhaare auf. 1218 cm³ münden in zwei sehr kleine Rohre. Trotz der Klappe vorm Endtopf kann die Homologation nur um Mitternacht mit einem halb dämmernden Prüfer gelaufen sein. Die Horex ist laut. Mir wäre sie auf Dauer zu laut. Man hört als Pilot kaum etwas anderes außer dem VR6 Sound. Direkt dahinter betäubt sie alle Sinne.
Das Fahren selbst ist easy. Die Maschine ist trotz des langen Radstandes und dem recht schmalen Lenker handlich wie eine ETZ. Der schwere Motor macht die Verbindung aus steilem Lenkkopf und kurzem Nachlauf problemlos fahrbar. Das Motorrad kennt keine Instabilität. Auch der Lenkungsdämpfer hat wenig zu tun und stört selbst beim langsamen Rollen nicht. Leider sind die Federelemente knochentrocken abgestimmt. Auf Landstraßen dritter Ordnung teilt sie ganz schön aus. Aber Gabel und Federbein von White Power sind komplett einstellbar und dem Negativfederweg nach zu urteilen ist noch Luft Richtung Komfort. Leider war keine Zeit zum Experimentieren. Lohnend wäre es, denn die Roadster besitzt Langstreckenqualitäten. Die gesamte Ergonomie passt auch Leuten über 1.80 hervorragend und das Sitzmöbel hat seinen Namen verdient. Das Triebwerk ist mechanisch extrem laufruhig und für jemanden der Zweizylinder gewohnt ist praktisch vibrationsfrei.
Zwischen den Profilen des Aluminiumrahmens schlägt das einzigartige Herz. Sechs Zylinder in VR Anordnung mit drei Nockenwellen in einer gemeinsamen Ebene. Für mich am erstaunlichsten: die Abgase der hinteren Zylinder werden durch den Kopf nach vorn geführt, was thermisch enorme Belastungen bedeutet. Der Motor agiert recht unspektakulär. Bis ungefähr 5000 U/min glaubt man nicht auf einem 160 PS Motorrad zu sitzen. Der Turbinen artige Charakter verleitet zum Ausdrehen, um dann einen Sturm zu ernten. Leider besitzt das Motorrad eine deutliche Abstimmungsschwäche. Zwischen vier und fünftausend Umdrehungen bricht das Drehmoment ein und man muss vorm Überholen häufiger zurück (!) schalten. Was weiter kein Problem darstellt, weil das Getriebe zwar hart und mit gewissem Kraftaufwand bedient werden will, aber zuverlässig rastet. Dabei geht die Horex weich ans Gas- ein Verdienst der fetten Abstimmung wie sich an der Tanke zeigen sollte. Lässt man die Maschine dann drehen erschrickt man beim Blick auf den Tacho weil es im Zweifelsfall sehr flott voran geht. Zum Glück ist die Bremse erste Sahne – linear in Kraftaufwand und Wirkung mit einem serienmäßigen, effektiv regelndem ABS gesegnet.
Am Ende führt das zu einem einzigartigen Fahrgefühl, welches mit einer verfeinerten Motorabstimmung echtes Suchtpotential besitzt. Auch weil das Fahrwerk super ist. Ich bin beim Blick in den MZ Rückspiegel erschrocken als mein Kumpel nach der Kurve mit der Horex immer noch dran war. So was hat´s noch nicht gegeben! Als wir an der Tankstelle nach knapp über 100 km 8.5 Liter einfüllten hat man uns dann doch wieder „nur“ auf die MZ angesprochen.
Man kann den Augsburgern um Clemens Neese nur viel Erfolg und das nötige Durchhaltevermögen wünschen. Der Preis von 22.000,- ist absolut in Ordnung - wenn man bedenkt, dass eine 12er GS mit Vollausstattung locker 17.500,- kostet besteht kein Diskussionsbedarf.
Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung – wie wär´s: 2014 Werksführung bei Horex?
Gruß René
Zum Motorrad: man muss den Hut vor den Machern ziehen. Ein so aufwendiges Konzept auf die Straße zu bringen erfordert nicht nur Mut und einen Haufen Geld. Allein im Motor stecken so viel Innovationen und Gehirnschmalz , dass ich arge Zweifel hatte diese Maschine je als Serienmodell zu sehen. Aber Pustekuchen: jetzt steht sie vor uns und macht einen guten Eindruck. Sauber, wertig und durchdacht aufgebaut. Sie versprüht mit ihren rauen Oberflächen zwar einen rustikalen Charme, dennoch wirkt nichts gebastelt oder halbfertig. Solider Großserienstandard auch unter der Sitzbank. Und schön ist sie dazu – Peter Naumann, er entwarf auch unsere 1000er, hat es geschafft den Brocken in ein zeitloses Gewand zu packen. Edel wirken die PVM Felgen.
Der Blick fällt auf ein analoges Cockpit. Mittig findet sich eine Benzinanzeige. Im Display darunter hat man die Möglichkeit zwischen verschiedenen Modi zu wechseln. Dort lassen sich dann Gang, Uhrzeit, Datum, Kilometerstände, Motortemperatur, Umgebungstemperatur und Batteriespannung ablesen. Zudem kann zwischen den Fahrmodi Sport, Tour und Rain gewechselt werden. Lustigerweise findet sich dort auch eine digitale Geschwindigkeitsanzeige, die allerdings deutlich weniger Speed als der Tacho ausweist. Nach dem Anlassen stellen sich einem unwillkürlich die Nackenhaare auf. 1218 cm³ münden in zwei sehr kleine Rohre. Trotz der Klappe vorm Endtopf kann die Homologation nur um Mitternacht mit einem halb dämmernden Prüfer gelaufen sein. Die Horex ist laut. Mir wäre sie auf Dauer zu laut. Man hört als Pilot kaum etwas anderes außer dem VR6 Sound. Direkt dahinter betäubt sie alle Sinne.
Das Fahren selbst ist easy. Die Maschine ist trotz des langen Radstandes und dem recht schmalen Lenker handlich wie eine ETZ. Der schwere Motor macht die Verbindung aus steilem Lenkkopf und kurzem Nachlauf problemlos fahrbar. Das Motorrad kennt keine Instabilität. Auch der Lenkungsdämpfer hat wenig zu tun und stört selbst beim langsamen Rollen nicht. Leider sind die Federelemente knochentrocken abgestimmt. Auf Landstraßen dritter Ordnung teilt sie ganz schön aus. Aber Gabel und Federbein von White Power sind komplett einstellbar und dem Negativfederweg nach zu urteilen ist noch Luft Richtung Komfort. Leider war keine Zeit zum Experimentieren. Lohnend wäre es, denn die Roadster besitzt Langstreckenqualitäten. Die gesamte Ergonomie passt auch Leuten über 1.80 hervorragend und das Sitzmöbel hat seinen Namen verdient. Das Triebwerk ist mechanisch extrem laufruhig und für jemanden der Zweizylinder gewohnt ist praktisch vibrationsfrei.
Zwischen den Profilen des Aluminiumrahmens schlägt das einzigartige Herz. Sechs Zylinder in VR Anordnung mit drei Nockenwellen in einer gemeinsamen Ebene. Für mich am erstaunlichsten: die Abgase der hinteren Zylinder werden durch den Kopf nach vorn geführt, was thermisch enorme Belastungen bedeutet. Der Motor agiert recht unspektakulär. Bis ungefähr 5000 U/min glaubt man nicht auf einem 160 PS Motorrad zu sitzen. Der Turbinen artige Charakter verleitet zum Ausdrehen, um dann einen Sturm zu ernten. Leider besitzt das Motorrad eine deutliche Abstimmungsschwäche. Zwischen vier und fünftausend Umdrehungen bricht das Drehmoment ein und man muss vorm Überholen häufiger zurück (!) schalten. Was weiter kein Problem darstellt, weil das Getriebe zwar hart und mit gewissem Kraftaufwand bedient werden will, aber zuverlässig rastet. Dabei geht die Horex weich ans Gas- ein Verdienst der fetten Abstimmung wie sich an der Tanke zeigen sollte. Lässt man die Maschine dann drehen erschrickt man beim Blick auf den Tacho weil es im Zweifelsfall sehr flott voran geht. Zum Glück ist die Bremse erste Sahne – linear in Kraftaufwand und Wirkung mit einem serienmäßigen, effektiv regelndem ABS gesegnet.
Am Ende führt das zu einem einzigartigen Fahrgefühl, welches mit einer verfeinerten Motorabstimmung echtes Suchtpotential besitzt. Auch weil das Fahrwerk super ist. Ich bin beim Blick in den MZ Rückspiegel erschrocken als mein Kumpel nach der Kurve mit der Horex immer noch dran war. So was hat´s noch nicht gegeben! Als wir an der Tankstelle nach knapp über 100 km 8.5 Liter einfüllten hat man uns dann doch wieder „nur“ auf die MZ angesprochen.
Man kann den Augsburgern um Clemens Neese nur viel Erfolg und das nötige Durchhaltevermögen wünschen. Der Preis von 22.000,- ist absolut in Ordnung - wenn man bedenkt, dass eine 12er GS mit Vollausstattung locker 17.500,- kostet besteht kein Diskussionsbedarf.
Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung – wie wär´s: 2014 Werksführung bei Horex?
Gruß René