Moto Guzzi V100 Mandello Erfahrungen
Verfasst: Fr 8. Dez 2023, 17:22
Hallo zusammen,
zum Jahresabschluss wurde es thematisiert: seit August wohnt neben der MZ 1000 eine Moto Guzzi V100 Mandello in meiner Garage. Seit zwei Jahren war ich intensiv auf der Suche nach einem Ersatz für die MZ. Diese reichte von A- prilia Tuareg bis Y- amaha Tracer 9. Da mein Motorrad vom täglichen Weg zur Arbeit über Sozius Betrieb bis zu Autobahnetappen alles können muss, wird es am Markt schon recht dünn, wenn man keine dieser Riesen „Enduros“ will.
Nachdem die ersten Bilder der V100 auftauchten, war mein Interesse geweckt. Der ganze Hype um die Guzzi Tradition kümmert mich übrigens nicht. Ich sehe in der V100 zu allererst ein modernes Motorrad mit einzigartigem Motorlayout und Kardan. Im Grunde ist sie genau das. Nachdem ich sie als S Modell im Frühjahr ausgiebig testen konnte, habe ich mich bewusst für ein Standard Modell entschieden. Zusätzlich mit Griffheizung, Hauptständer und der Guzzi Mia (Smartphone Kopplung) ausgestattet. Gekauft bei Grebenstein in Gera. Im Folgenden werde ich versuchen, so objektiv als möglich, meine Erfahrungen auf den ersten 6500km zu beschreiben.
Die V100 ist sauber aufgebaut und durch konstruiert. Nichts ist zu viel oder wirkt verspielt. Vielen Details sieht man an, dass länger darüber nachgedacht werden durfte. Man könnte meinen, dass es am Beginn der Entwicklung hieß: „Baut um den 90° V2 ein Motorrad!“
Der Motor selbst mit seinen 1042 ccm, 115PS und 105Nm ist ein echtes Sahnestück. Kraftvoll, elastisch, laufruhig mit schönem Klang. Der Verbrauch liegt zwischen 5.0 (Landstraße Mecklenburg) und 5.6 Liter (Autobahn, 2 Mann, Koffer, Ø 130km/h). In Verbindung mit dem 17 Liter Tank ergeben sich praxisgerechte 300km Reichweite. Von den drei vorhandenen Fahrmodi nutze ich mit „Road“ meist den mittleren. Sport ist zu giftig und Regen zu teigig.
Die Schalbarkeit des Getriebes hat sich während der Einfahrzeit verbessert. Es braucht zum Herunterschalten allerdings immer mehr Kraft als bei der MZ. Leerlauffindung ist problemlos. Den Schaltassistent muss man beim Standard Modell extra ordern. Aufgrund der hakeligen Funktion aus meiner Sicht entbehrlich. Da die Kupplung sehr geringe Bedienkräfte besitzt, vermisst man das Teil nicht.
Moto Guzzi stattet das Standard Modell der V100 mit konventionellen Federelementen von Kayaba aus. Vorn und hinten in Vorspannung und Zugstufe einstellbar. Jedwede Bedenken, dass dieses Fahrwerk Schwächen in Bezug auf Dämpfung oder Stabilität besitzt sind unbegründet. Korrekt eingestellt (!) ist man, wenn gewünscht, immer schneller als mit der MZ. Selbst mit zwei Mann und Koffern kann man locker über alle Arten von Straßen bügeln. Erst kratzen die Rasten, dann die Enden vom Hauptständer. Wenn dann im Übereifer noch Unebenheiten die Kurve zieren setzen die Krümmer Bleche auf. Souverän eingefangen wird die Mandello von Brembo Mono Block Sätteln die mittels radialer Handpumpe bedient werden. Das ABS agiert schräglagenabhängig auf hohem Niveau. Vierstufige Traktionskontrolle gibt’s auch.
Insgesamt bietet die Guzzi auf beiden Plätzen hohen Fahrkomfort. Einen kompletten Tank am Stück leer fahren geht locker. Trotz anfänglicher Bedenken komme ich mit dem serienmäßigen Sitz sehr gut zurecht. Auf langen Strecken zwickt nichts. Im Zubehör gäbe es eine höhere und eine niedrigere Variante. Das Polster lässt, entgegen der Journalen Meinung, sogar verschiedene Sitzpositionen zu. Der Windschutz ist ordentlich. Die Scheibe ist zwar verstellbar, bleibt bei mir aber immer unten. Die Flaps am Tank haben auf langen Strecken bei Temperaturen unter 10° durchaus ihre Berechtigung. Sie halten Wind und Kälte wirksam ab.
Das ganze Motorrad lässt sich mit dem Kreuz an der linken Armatur intuitiv bedienen. Durch die Smartphone Schnittstelle kann man mittels Handy navigieren. Im Display erscheinen dann Pfeil Piktogramme. Ein echtes Navi ersetzt es zwar nicht, ich finde es trotzdem genial weil man auf langen Strecken viel entspannter unterwegs ist. Die dazu benötigte Guzzi App zeigt allerlei Fahrdaten an. Man darf allerdings davon ausgehen, dass man in Mandello genau weiß wie das Motorrad genutzt wird. Die Spiegel sind ebenso praktisch wie die Winkel Ventile. Trotz der ganzen Elektronik: ist alles einmal nach den eigenen Wünschen justiert fährt man einfach.
Einziger Defekt bisher war der Gangsensor. Da gabs auf Garantie einen neuen. Echter Kritikpunkt ist die Erstbereifung. Pirelli Angel GT II in Sonderkennung „A“. Nur auf deren Flanken habe ich bis jetzt „Made in China“ entdeckt. Mit zunehmender Laufleistung verschlechtern sich die Fahreigenschaften dramatisch. Grip, Einlenkverhalten und Eigendämpfung sind schlicht unterirdisch. So konnte ich mich im Oktober früh auf dem Weg zur Arbeit gar nicht recht am hervorragenden Kurvenlicht freuen.
Bleibt nur zu wünschen, dass die Maschine auf Dauer so gut funktioniert. Alle 12.000km möchte sie die Werkstatt planmäßig sehen. Die Zeit wird´s zeigen.
Gruß René
zum Jahresabschluss wurde es thematisiert: seit August wohnt neben der MZ 1000 eine Moto Guzzi V100 Mandello in meiner Garage. Seit zwei Jahren war ich intensiv auf der Suche nach einem Ersatz für die MZ. Diese reichte von A- prilia Tuareg bis Y- amaha Tracer 9. Da mein Motorrad vom täglichen Weg zur Arbeit über Sozius Betrieb bis zu Autobahnetappen alles können muss, wird es am Markt schon recht dünn, wenn man keine dieser Riesen „Enduros“ will.
Nachdem die ersten Bilder der V100 auftauchten, war mein Interesse geweckt. Der ganze Hype um die Guzzi Tradition kümmert mich übrigens nicht. Ich sehe in der V100 zu allererst ein modernes Motorrad mit einzigartigem Motorlayout und Kardan. Im Grunde ist sie genau das. Nachdem ich sie als S Modell im Frühjahr ausgiebig testen konnte, habe ich mich bewusst für ein Standard Modell entschieden. Zusätzlich mit Griffheizung, Hauptständer und der Guzzi Mia (Smartphone Kopplung) ausgestattet. Gekauft bei Grebenstein in Gera. Im Folgenden werde ich versuchen, so objektiv als möglich, meine Erfahrungen auf den ersten 6500km zu beschreiben.
Die V100 ist sauber aufgebaut und durch konstruiert. Nichts ist zu viel oder wirkt verspielt. Vielen Details sieht man an, dass länger darüber nachgedacht werden durfte. Man könnte meinen, dass es am Beginn der Entwicklung hieß: „Baut um den 90° V2 ein Motorrad!“
Der Motor selbst mit seinen 1042 ccm, 115PS und 105Nm ist ein echtes Sahnestück. Kraftvoll, elastisch, laufruhig mit schönem Klang. Der Verbrauch liegt zwischen 5.0 (Landstraße Mecklenburg) und 5.6 Liter (Autobahn, 2 Mann, Koffer, Ø 130km/h). In Verbindung mit dem 17 Liter Tank ergeben sich praxisgerechte 300km Reichweite. Von den drei vorhandenen Fahrmodi nutze ich mit „Road“ meist den mittleren. Sport ist zu giftig und Regen zu teigig.
Die Schalbarkeit des Getriebes hat sich während der Einfahrzeit verbessert. Es braucht zum Herunterschalten allerdings immer mehr Kraft als bei der MZ. Leerlauffindung ist problemlos. Den Schaltassistent muss man beim Standard Modell extra ordern. Aufgrund der hakeligen Funktion aus meiner Sicht entbehrlich. Da die Kupplung sehr geringe Bedienkräfte besitzt, vermisst man das Teil nicht.
Moto Guzzi stattet das Standard Modell der V100 mit konventionellen Federelementen von Kayaba aus. Vorn und hinten in Vorspannung und Zugstufe einstellbar. Jedwede Bedenken, dass dieses Fahrwerk Schwächen in Bezug auf Dämpfung oder Stabilität besitzt sind unbegründet. Korrekt eingestellt (!) ist man, wenn gewünscht, immer schneller als mit der MZ. Selbst mit zwei Mann und Koffern kann man locker über alle Arten von Straßen bügeln. Erst kratzen die Rasten, dann die Enden vom Hauptständer. Wenn dann im Übereifer noch Unebenheiten die Kurve zieren setzen die Krümmer Bleche auf. Souverän eingefangen wird die Mandello von Brembo Mono Block Sätteln die mittels radialer Handpumpe bedient werden. Das ABS agiert schräglagenabhängig auf hohem Niveau. Vierstufige Traktionskontrolle gibt’s auch.
Insgesamt bietet die Guzzi auf beiden Plätzen hohen Fahrkomfort. Einen kompletten Tank am Stück leer fahren geht locker. Trotz anfänglicher Bedenken komme ich mit dem serienmäßigen Sitz sehr gut zurecht. Auf langen Strecken zwickt nichts. Im Zubehör gäbe es eine höhere und eine niedrigere Variante. Das Polster lässt, entgegen der Journalen Meinung, sogar verschiedene Sitzpositionen zu. Der Windschutz ist ordentlich. Die Scheibe ist zwar verstellbar, bleibt bei mir aber immer unten. Die Flaps am Tank haben auf langen Strecken bei Temperaturen unter 10° durchaus ihre Berechtigung. Sie halten Wind und Kälte wirksam ab.
Das ganze Motorrad lässt sich mit dem Kreuz an der linken Armatur intuitiv bedienen. Durch die Smartphone Schnittstelle kann man mittels Handy navigieren. Im Display erscheinen dann Pfeil Piktogramme. Ein echtes Navi ersetzt es zwar nicht, ich finde es trotzdem genial weil man auf langen Strecken viel entspannter unterwegs ist. Die dazu benötigte Guzzi App zeigt allerlei Fahrdaten an. Man darf allerdings davon ausgehen, dass man in Mandello genau weiß wie das Motorrad genutzt wird. Die Spiegel sind ebenso praktisch wie die Winkel Ventile. Trotz der ganzen Elektronik: ist alles einmal nach den eigenen Wünschen justiert fährt man einfach.
Einziger Defekt bisher war der Gangsensor. Da gabs auf Garantie einen neuen. Echter Kritikpunkt ist die Erstbereifung. Pirelli Angel GT II in Sonderkennung „A“. Nur auf deren Flanken habe ich bis jetzt „Made in China“ entdeckt. Mit zunehmender Laufleistung verschlechtern sich die Fahreigenschaften dramatisch. Grip, Einlenkverhalten und Eigendämpfung sind schlicht unterirdisch. So konnte ich mich im Oktober früh auf dem Weg zur Arbeit gar nicht recht am hervorragenden Kurvenlicht freuen.
Bleibt nur zu wünschen, dass die Maschine auf Dauer so gut funktioniert. Alle 12.000km möchte sie die Werkstatt planmäßig sehen. Die Zeit wird´s zeigen.
Gruß René