#KAMMAMAMACHN 1: Mit der ST nach Süden bitte und zwar zügig!

[RobertReinke]

Sommerloch! Was kann man machen? Wie wäre es mit einem kleinen Reisebericht für die Community?

Wozu haben wir nochmal ein Motorrad?

Im Juli 2021 bin ich ja schon recht weit gekommen. Bevor ich den Reisebericht für 2023 droppe, verdient die Vorbereitungstour von 2021 Erwähnung. Ich möchte mich kurz fassen: Ausgehend von Mitteldeutschland schnurstracks möglichst unter Vermeidung jeglicher Autobahnen

-> zum Bodensee - Tag 1 - 388km in 5:03h

-> zum Lago Maggiore - Tag 2 - 318km in 4.58h

-> auf die Fähre in Savona - Tag 3 - 296km in 5:14h

-> von Bastia auf Korsika einmal quer über die Insel bis Bonifacio - Tag 4 - 348km in 7:26h - KORSISCHE HÖLLE GENIESSEN!

-> am nächsten Morgen auf die Fähre nach S.T. di Gallura und fast ohne Umwege nach Olbia auf die Fähre - Tag 5 - 92km in 1:36h

-> in Civitavecchia vom Kahn fahren und bis Arezzo biken - Tag 6 - 277km in 4:45h

-> Zwischenstopp in Florenz und in Bologna übernachen - Tag 7 - 232km in 3:14h

-> entspannt durch die Po-Ebene bis Florenz fahren und Venedig angucken - Tag 8 - 168km in 2:24h

-> nochmal Po-Ebene ertragen und in Trient einkehren - Tag 9 - 241km in 4:14h

-> abschließend wunderschöne Strecken um Bozen genießen und über den Brenner bis Garmisch-Patenkirchen kommen - Tag 10 - 369km in 5:56h

-> zu guter Letzt heim Fahren - Tag 11 - 507km in 7:31h

Kilometer gesamt: 3.236km

Pannen, Ausfälle, Technisches
Ja Nix. Ärgerlich das mit der Batterie damals kurz vor der Fähre in Olbia. Die war platt und kurz hinter Civitavecchia hab ich mir Ersatz besorgt. Auch hat es den linken Scheinwerfer komplett zerlegt (Der hing im Kasten so rum und hat die Umgebung angekokelt). Bis zum Ende der Tour konnte so nur bei Tageslicht gefahren werden. Extrem ärgerlich: Beim Aufschieben auf die Rangierrampe kippt tatsächlich am allerletzten Tag die Kiloemme in die Wand! Da fährst du 1000e Km um die gefährlichsten Kurven der EU und zerkratzt das Bike sprichwörtlich auf dem letzten Meter!

Lessons learned
1. Wie unbefriedigend war es doch, Sardinien quasi auszulassen! Das schrie nach einem Comeback, das in 2023 umgesetzt werden konnte.
2. Achte darauf, wen du auf welche Tour mitnimmst. Wenn du dir unsicher bist, fahr allein. Ich hatte bis Tag 6 Begleitung, die daraufhin die Heimreise allein antrat. Sachen wie Tempo, Fahrstil, Tagesleistung, wann welche Sehenswürdigkeiten angeschaut werden, Qualität der Unterkunft, etc. sollten zuvor abgesprochen werden. Testen lässt sich dies durch kleinere Tagestouren am Wochenende - am besten mit Übernachtung.

Bilder sagen mehr als Worte: Die besten Bilder von 2021

Radolfzell am Bodensee

Bergziege erklimmt wieder mal Alpenpässe

Da oben fährt man runter: Man sitzt da und hält inne

Lago Maggiore bei Regenwetter, trotzdem schön!

Am nächsten Tag gehts weiter durch norditalienische Pampa geradewegs zum Haven von Savona, die Fähre will rechtzeitig erwischt werden!

Auf die Kabine bestelle ich mir gern eine kalte Platte, um danach in der Koje zu landen und nachts wegen Seegang kurz zu erwachen. Man hört Passagiere kotzen Seitdem weiß ich, dass ich nicht seekrank bin!

Bye Bye Festland. Morgen habe ich Geburtstag und mein sehnlichster Wunsch: Meiner ST Korsika in Schräglage vorstellen!

Ach wie schön, das da ist also die Insel, die ich noch nie gesehen habe

Korsika hat alles zu bieten, was man braucht, um glücklich zu werden: Natur, Kurven und Benzin (wenn man weiß, wo)

Es war zu heiß für die Lederkombi. Hier fuhr ich mit Hemd und Shorts - kein Grund, Geschwindigkeitsrekorde zu brechen

Zeit für etwas Gymnastik an der Talsperre im Nirgendwo

Angekommen in der südlichsten korsischen Hafenstadt Bonifacio. Übrigens: Wer Korsika überlebt und nicht den Kurventod stirbt, den beeindruckt so schnell nichts mehr. Die Insel besteht zur 99% aus Kurven. Es ist fast unmöglich hier länger als 50m geradeaus zu fahren!

Das Wetter hätte besser sein können - aber die nächste Tour war damals ja schon in Planung!

Bonifacio - da, wo Millionäre anlegen, ist das Abendmahl nicht günstig. Auf der gesamten Tour war dies der teuerste Ort von allen!

Fähre wartet! Auch wenn man gern länger bleiben möchte. In nur 50 Minuten setzt Moby Lines alles, was Räder und Beine hat, von Bonifacio nach Santa Teresa di Gallura auf Sardinien über

Heute wird nicht viel gefahren (68km) - Zeit für einen Tag am Strand...

Schon wieder Fähre, dieses Mal Grimaldi-Lines. Nach der Batterie-Affäre kurz vor der Rampe war der Erholungswert zum Glück nur kurz geschmälert

Am nächsten Vormittag, auf dem italienischen Festland nördlich von Rom angelangt, wurde zunächst die Batterie getauscht und (mit der noch vorhandenen Reisebegleitung [Foto]) unterwegs etwas Pause gemacht:

Für Florenz habe ich mir nicht genug Zeit genommen. Arrezzo war auch atemberaubend schön. Wer die typisch norditalienischen Städte schon abgeklappert hat, weiß, was ich meine:

Am nächsten Tag geht es durch die Po-Ebene bis Venedig. Ständig musste man über eine Brücke fahren. Autobahn vermeiden ist klar - gibt auch keine.

Wegen der Größenbeschränkung pro Beitrag wird der Rest der Tour im kommenden Beitrag fortgesetzt...

[RobertReinke]

Venedig! Die Stadt der Liebe! Oder war das Paris? Egal. Heute ist zu Fuß gehen angesagt.

Okay der Hinterreifen ist fast fertig. Über die Alpen will ich damit nicht mehr fahren. Zum Glück hatten die einen kaum gebrauchten Dunlop Sportmaxx auf Lager. Da es kein Touringreifen war, hielt der gerade so bis zu Hause. Dafür war er nicht billig. Für 60€ inkl. Arbeit wurde alles vor Ort erledigt. Vergleich zu Deutschland: Reifen + Arbeit kann schnell die 200€ knacken!

Gib mir Gummi!

Fort damit! Der ist durch. Angststreifen. Der Begriff ist mir nicht geläufig. Wie meinen?

Vor Trento (oder Trient?) wird es nach der langweiligen Po-Ebene endlich wieder hügeliger (und kurviger!)

Da wo die Häuser noch bemalt sind:

Das sorgt für gute Laune! Wenig los in Österreich. Schöne Straßen, viele Kurven, bestes Wetter. Wenn ich in die Hölle muss, ist das okay, denn ich war schon im Himmel

The Tour to End all Tours? Niemals! Dies ist das letzte Bild von Garmisch-Partenkirchen.

Was gibts noch zu sagen?

Nicht nachdenken - machen.

[Meltor]

Schöner Reisebericht.
So eine große Runde machen nicht mehr viele mit der Emme. Respekt!
Ich trau mich auch nicht mehr so weit weg.
Solche Berichte könnte es ruhig mehr geben.

Danke Robert!

[Actrosmuck]

Hallo Robert,
schöner Bericht, gibt's deinen Sozius nach der Tour noch in deinem Leben?
VG Mike

[Enrico]

Toller Bericht und Respekt,dass du das schon mehrmals durchgezogen hast.

Andere hier ausm Forum ja auch.

Einfach machen.

[rotti]

Richtig schöner Bericht. Respekt! Da hast du aber ordentlich Kilometer pro Tag geritten Ich hatte mir jetzt schon eine Baghira inkl. Koffer usw. fertig gemacht und mich mit dem Thema Begleitung auseinandergesetzt. Fazit: Ich werde wohl auch alleine Fahren um einfach anzuhalten wenn es alleine mir Passt. Das Ziel wird wohl in die selbe richtung gehen. Letztes Jahr war ich mit einem Freund auf Ostseetour, ca 1200Km in 4 Tagen mit der SF. Wir sind zwar trotzdem noch Freunde aber es hat sich gezeigt das ich anders/ungezwungen unterwegs sein möchte.

[august]

Hallo Robert,
Ein schöner Reisebericht, der Spaß macht zu lesen.
Die Emme in Olivgrün hab ich auch noch nicht gesehen! Aber das Motorrad sieht wirklich in jeder Farbe gut aus.

Gruß
Markus

[RobertReinke]

Vielen lieben Dank für euren Respekt und die Beachtung. Das bedeutet mir viel!

Ich sitze bereits an einer schnell lesbaren Zusammenfassung der diesjährigen Tour... Falls sich jemand noch die ein oder andere Frage hinsichtlich Tourplanung stellen sollte (Verbrauch, Ergonomie, Reisen mit Fähren etc.) nur raus damit.

[RobertReinke]

Hallo Robert,
Ein schöner Reisebericht, der Spaß macht zu lesen.
Die Emme in Olivgrün hab ich auch noch nicht gesehen! Aber das Motorrad sieht wirklich in jeder Farbe gut aus.

Gruß
Markus

Ja, das oliv ist mittlerweile auch schon passé. Wie es dazu kam? Naja meine ST war im April 2020 vom Vorbesitzer in orange übernommen worden. Er hatte sie immerhin fast 60.000km bewegt, mittlerweile sehr alt geworden und in Österreich in einer Spitzkehre behutsam auf die linke Seite abgelegt. Jeder Versuch, dieses orange nachzulackieren, ist gescheitert. Ich habe mir gar nicht erst die Mühe gemacht und sie kurzerhand abgeschliffen, weil die Zweifarbigkeit in meinen Augen schmerzte.

Damals kurz nach dem Kauf

Der Vorbesitzer hatte überall Sticker hingeklebt (bin ich kein so großer Fan von - auf Koffern von G-Essen gern...)

Geplant war, im selben Jahr auf weiß oder schwarz umzusteigen, jedoch wurde der Besuch bei Herrn Faber nochmal so teuer wie die Maschine wert war. Da war kein Geld mehr für eine Wunschlackierung, also habe ich mir mit Acrylsprühdose aus dem Baumarkt ausgeholfen - wohl wissend, dass das nur ein Jahr oder so halten soll.

NATO-oliv - passend damals noch zum Offiziersberuf, den ich mittlerweile niedergelegt habe

Nach einer downtime von fast 15 Monaten ist die Emme im Mai endlich fertig geworden. Ich habe mich für Citroen sturmgrau metallic entschieden - auch "Griechenland-Lackierung" genannt. Steht ihr sehr gut wie ich finde

[RobertReinke]

Hallo Robert,
schöner Bericht, gibt's deinen Sozius nach der Tour noch in deinem Leben?
VG Mike

Nein.

Sie war nicht Sozius, sondern ist mit einer Kawasaki Ninja 650 hinterhergefahren. Vorausfahren wollte sie nicht. Macht nichts und i.O. - schade nur, dass man während der Tour merkt, dass man nicht gern Touren fährt. Es handelte sich "nur" um eine damalige Arbeitskollegin. Wie gesagt, man kann und sollte vieles vorher in kleinerem Maßstab testen, damit es unterwegs keine Zerwürfnisse gibt.

Manche Menschen plagen seltene Geister. Es ist nicht deine Aufgabe oder dein Problem, das zu richten und niemand auf der Welt kann von dir verlangen, dass man die Probleme dieser Menschen zu deinen eigenen machst.

[Actrosmuck]

Trotzdem super Tour, aber bei dem Pensum bestimmt auch anstrengend. VG Mike

[Actrosmuck]

Achja, und das Sturmgrau ist einfach nur geil.

[Micha]

Sehr geile Tour!

Ja, da müssen die Menschen und Maschinen schon sehr gut zusammen passen. Ein Glück, dass ich vor gut 20 Jahren meine kleine Meute (wir sind nur zu dritt) gefunden habe. Versuche (auch mit sehr guten Bekannten) neue Mifahrer reinzunehmen, haben nicht zum Ziel geführt. Auf jeder der Reisen kommt jeder mal an seine Grenzen und darüber hinaus. Nach der Tour sind das aber die späteren Geschichten fürs Lagerfeuer...

Ich mache denn auch mal einen Beitrag auf, wenn von Irland (irgendwann im Frühjar?) das Viedeo fertig ist.

Micha